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Stolpersteine

Stolpersteine

Die Familie Löwenstein aus Altenheerse

Runa und Ingrid Scharlau

In Altenheerse lebte seit 1853 die jüdische Familie Löwenstein. Sie besaß das Haus Nr. 29, heute Sankt-Georg-Straße 13. Die letzten Familienmitglieder, das kinderlose Ehepaar Julius und Mina Löwenstein, wurden 1942 bzw. 1943 in Theresienstadt ermordet. Am 29. Oktober 2023 wurden für beide Stolpersteine verlegt.

Auf dieser Seite stellen wir zusammen, was wir über die Familie herausfinden konnten, um die Erinnerung an Menschen, die einmal unter uns lebten und brutal vertrieben und ermordet wurden, wachzuhalten.

Samuel und Minna Löwenstein………………………………………………………………………………… 2

Julius Löwenstein……………………………………………………………………………………………….. 2

Mina Löwenstein, geb. Eichholz……………………………………………………………………………….. 3

Rica Rosenbaum, geb. Löwenstein……………………………………………………………………………. 4

Lina Boltze, geb. Löwenstein………………………………………………………………………………….. 4

Jettchen Giesberg, geb. Löwenstein………………………………………………………………………….. 5

Sara Sternberg, geb. Löwenstein……………………………………………………………………………… 6

Bertha Kampf, geb. Löwenstein……………………………………………………………………………….. 7

Rosel/Rösel Eichholz…………………………………………………………………………………………… 7

Danksagung…………………………………………………………………………………………………….. 8

 

Samuel und Minna Löwenstein

Samuel Löwenstein wurde vermutlich 1823 in Dringenberg oder Schmechten geboren. Er war Handelsmann. Im Jahr 1852 heiratete er Minna Eichholz aus dem Nachbarort Fölsen (Link zur Heiratsurkunde). Ein Jahr später zog das Ehepaar nach Altenheerse in das Haus Nr. 29, das es gekauft hatte. Zu dem Haus und dem Hausgarten gehörten noch einige Grundstücke. Insgesamt betrug die Grundstücksfläche ungefähr 3097 Quadratmeter. Sie hatten sechs Kinder, die von 1853 bis 1867 in Altenheerse geboren wurden.

Minna Löwenstein starb am 24. März 1887 im Alter von 62 Jahren (Sterbeurkunde). Samuel Löwenstein starb am 2. September 1911. Die Todesurkunde nennt ein Alter von 87 Jahren, 11 Monaten und 20 Tagen. Das ergibt ein Geburtsdatum im September 1823.

 

Julius Löwenstein

Julius Löwenstein wurde am 24. Juni 1863 in Altenheerse geboren (Geburtseintrag). Er war das vierte Kind und der einzige Sohn und übernahm später das Haus Nr. 29.

Sankt-Georg-StraßeJulius Löwenstein war Viehhändler und betrieb in kleinem Umfang wohl auch Ackerbau. Er heiratete Mina Eichholz. Nach einem Brand des alten Wohnhauses bauten sie 1892 ein neues Haus, das heute noch steht (siehe das Bild links, das in den 1950er Jahren entstand[1]). Das Ehe­paar hatte keine Kinder, und über sein Leben ist kaum etwas bekannt.

Am 9. November 1938, der Reichspo­grom­­nacht, kam es in Altenheerse zu antisemitischen Überfällen. Leute drangen in das Haus der Löwensteins ein und stießen Julius Löwenstein die Treppe hinunter.

Am 31. März 1939 mussten die Löwensteins ihr Haus für einen Preis von vorerst 8500 Reichsmark zwangsverkaufen, der allerdings durch den Regierungspräsidenten in Minden auf 6900 Reichsmark heruntergesetzt wurde. Zunächst wurde ihnen ein Wohnrecht für drei Zimmer im Obergeschoss und die Nutzung des Hausgartens bis zum 1. April 1940 zugesprochen. Auf Veranlassung des Gauleiters wurde später im Kaufvertrag eine Monatsmiete von 12 Reichsmark festgelegt. Der Zwangsverkauf des Hauses der Löwensteins ist ein typisches Merkmal der Arisie­rungs­politik der Nationalsozialisten, durch die Juden nach und nach vom gesellschaft­lichen, poli­ti­schen und wirtschaftlichen Leben ausgeschlossen wurden.

Wann Julius Löwenstein aus Altenheerse vertrieben wurde, konnte nicht geklärt werden. Am 17. August 1942 wurde er im Alter von 79 Jahren mit dem ersten großen Alterstransport von Berlin nach Theresienstadt deportiert. Davor lebte er in dem jüdischen Altersheim in der Gormannstraße 3 in Berlin-Mitte.

Julius Löwenstein wurde am 15. März 1943 in Theresienstadt ermordet. Für ihn existiert ein Eintrag im Gedenkbuch des Bundesarchivs. Außerdem wird er in der Opferdatenbank von Theresienstadt aufgeführt.

Das Vergessen der Familie Löwenstein beginnt schon im Nationalsozialismus: Ihr Schicksal wird in der vom Ortsvorsteher geführten Dorfchronik von Altenheerse nicht erwähnt, obwohl 1938 die Reichspogromnacht, 1939 der Verkauf des Hauses und zu einem nicht bekannten Zeitpunkt die Deportation der Familie Ereignisse sind, die eindeutig mit der Familie verknüpft sind und außerdem dem Ortsvorsteher nicht unbekannt geblieben sein können. Dass die Löwensteins nicht erwähnt werden, kann nicht damit erklärt werden, dass die Dorfchronik unpolitisch wäre. In ihr werden zustimmende Aussagen zu der nationalsozialistischen Politik sowie Kriegsführung gemacht, und auch die Gefallenen aus Altenheerse, an deren Tod das Dorf eine große Anteilnahme zeigt, werden namentlich genannt.  Erst in einem Rückblick, der die Jahre 1945 bis 1953 zusammenfasst, wird das Schicksal der Familie erwähnt. Dort steht ledig­lich in Klammern, falsch und die aktive Verfolgung beschönigend: „(die einzige jüdische Fami­lie in Hs. Nr. 29 wohnhaft, wurde nach Berlin transportiert und verhungerte dort)“.

 

Mina Löwenstein, geb. Eichholz

Mina Löwenstein wurde am 14. Februar 1862 als Tochter von Hona/Haune und Jette Eichholz in Niederelsungen geboren, einem kleinen Ort nordwestlich von Kassel (Geburtseintrag). Sie war das vierte von acht Kindern.

Ende des 19. Jahrhunderts heiratete sie Julius Löwenstein aus Altenheerse. Das Ehepaar hatte keine Kinder, allerdings lebte eine Zeit lang ihre Großnichte Rosel/Rösel Eichholz bei ihnen.

Mina Löwenstein wurde vermutlich mit ihrem Mann aus Altenheerse vertrieben. Ihr nächster bekannter Aufenthaltsort ist das jüdische Altersheim in der Gormannstraße 3 in Berlin-Mitte. Gemeinsam mit ihrem Mann wurde sie am 17. August 1942 im Alter von 80 Jahren mit dem ersten großen Alterstransport nach Theresienstadt deportiert. Dort wurde sie am 7. Oktober 1942 ermordet.

Für Mina Löwenstein existiert ein Eintrag im Gedenkbuch des Bundesarchivs. Ebenfalls findet sich ein Eintrag in der Opferdatenbank von Theresienstadt, hier mit der Schreibweise Minna und einem anderen Geburtsdatum, dem 25. Februar 1962, das Datum der Eintragung ihrer Geburt, das fälschlicherweise in vielen Dokumenten als Geburtsdatum steht.

Die Hochzeit ihrer Eltern ist hier eingetragen. Das Grab der Eltern auf dem jüdischen Friedhof in Breuna wird hier erwähnt (Grab 33 mit Doppelstein).

Auf der Website geni.com ist ein Foto eingestellt, das sie zeigen könnte, allerdings mit dem falschen Namen Minna Maria. Auch ihr Geburtsdatum ist falsch angegeben.

Etwas mehr zu Julius und Mina Löwenstein findet sich in Runa Scharlau (2023). Das Schicksal einer jüdischen Familie: Die Löwensteins aus Altenheerse. In: Kreis Höxter, Jahrbuch 2024. Holzminden: Verlag Jörg Mitzkat. S. 107-112. In dem Text wird fälschlicherweise angegeben, Sara Sternberg sei in Theresienstadt ermordet worden.

 

Rica Rosenbaum, geb. Löwenstein

Rica war das älteste der sechs Kinder, die in Altenheerse geboren wurden. Ihr Geburtsdatum ist der 23. September 1853. In ihrer Geburtsurkunde wird sie als Rica angegeben, in der Sterbeurkunde, die von einer Fürsorgerin veranlasst wurde, steht der Name Friederike.[2]

Rica heiratete am 15. Oktober 1880 den Handelsmann Joseph Rosenbaum aus Willebadessen (*10. August 1954). Sie lebte mit ihm in Eisbergen im Kreis Minden, wo sie am 8. Juli 1935 als Witwe starb.

In den Standesamtsunterlagen von Eisbergen finden sich sieben Kinder. Für die meisten konn­ten wir bislang keine weitere Information finden.

  • Sara, *28. Juli 1881
  • Joseph oder Max, *4. November 1883. Der Name Joseph wird am 16. November eingetragen; Gerichtsakten aus Frankfurt am Main und Dokumente aus den Arolsen Archives weisen ihn als Max aus. Er wurde am 1. Oktober 1942 im Konzentrationslager Mauthausen ermordet.
  • Emma, *3. Mai 1886
  • Minna, *29. Juli 1888. Für diese Tochter wurde am 21. März 1939 der Zwangsname[3] Sara in die Geburtsurkunde eingetragen. Sie muss also damals noch gelebt haben. Auch in der Entschädigungsakte für Sara Sternberg wird sie als lebend erwähnt; der Ehename ist nicht leserlich.
  • Bertha, *3. Juli 1891, 21. März 1939 Eintragung des Zwangsnamens, nach Entschädi­gungs­akte für Sara Sternberg verheiratet, aber der Name ist nicht leserlich.
  • Sophie, verh. Ebeling, *8. Juli 1894 in Eisbergen, †3. Januar 1944 in Braunschweig, verheiratet mit Erich Alwin Wilhelm Ebeling
  • Eliese, *19. September 1898, nach Entschädigungsakte für Sara Sternberg verheiratete (vermutlich) Heidrich

 

Lina Boltze, geb. Löwenstein

Lina wurde am 25. Juni 1855 geboren (Geburtseintrag). Sie war zweimal verheiratet, zuerst mit dem Tagelöhner Fritz Holthaus, der wohl 1898 starb, und dann mit Joseph Boltze, mit dem sie in Iserlohn lebte. Sie starb am 30. März 1935 im Krankenhaus Bethanien in Iserlohn. Die Sterbeurkunde nennt sie Lena. Es ist nicht ganz sicher, wie viele Kinder das Ehepaar Holthaus hatte. Aus den Entschädigungsakten von Sara Sternberg gehen sechs Kinder hervor; die ersten vier Geburten konnten im Standesamtsnebenregister bestätigt werden:

  • Minna Helene, *12. Januar 1886, vermutlich verheiratete Hahne in Altena
  • Anna Clara, *10. März 1888, verheiratete Rasemann, 4 Kinder
  • Frieda, *24. April 1890, verheiratet mit dem Gelbgießer Bertold Reinhold Sporn, mit dem sie vier Kinder bekam, gestorben vermutlich 26. Februar 1953
  • Emma, *11. Oktober 1893, verheiratete Kasper
  • Friedrich Heinrich (Fritz) Holthaus, *19. August 1897, Gastwirt in der Laterne Iserlohn
  • Wilhelmine Minna, verheiratete Gladen, vier Kinder, gestorben vermutlich am 16. September 1948

 

Jettchen Giesberg, geb. Löwenstein

Jettchen wurde am 11. Juli 1857 geboren (Geburtseintrag). Sie heiratete den Handelsmann Jonas Giesberg aus Trendelburg, Querstraße No. 72. Sie starb am 20. Juni 1925 in Trendelburg. Auf einem Foto der Grabsteine ist ihr Name als Henriette angegeben.

Jettchen und Jonas Giesberg hatten elf Kinder, die alle in Trendelburg geboren wurden. Zwei ihrer Töchter wurden mit ihren Familien von den Nationalsozialisten ermordet.

  • Leo/Leopold, *17. Februar 1888. Er war das einzige Kind, das 1933 noch in Trendelburg lebte. Im Jahr 1937 wanderte er aufgrund der Verfolgung durch die Nationalsozialisten mit seiner Frau Gitta zur Tochter Meta Guhl, geb. Giesberg, in die USA aus. Ein Bild des Wohnhauses gibt es hier.
  • Ricka, *29. Mai 1882, am 1. März 1935 gestorben als Ricka Goldschmidt in Merxhausen, verh. mit Berthold (Pesach) Goldschmidt aus Oberlistingen, Mutter von sechs Kindern
  • Max, *4. September 1884, nach Bericht der Nichte Meta Guhl und der Entschädigungsakte im Hessischen Staatsarchiv Marburg nach Argentinien ausgewandert
  • Bettie, *11. März 1886
  • Minna, *21. Februar 1888, verh. Marcus in Westhofen/Iserlohn, Marktstraße 11. In Westhofen ist eine Straße nach ihr benannt. Sie war als Dienstmädchen nach Westhofen gekommen und erbte dort später von einer kinderlosen Frau Stern ein Haus. Von 1923 bis zum Verbot durch die Nationalsozialisten betrieb sie Alfred Hintz zufolge in der Bahnhof­straße 42 einen Manufakturenladen. Mehr über ihr Leben und ein Foto finden sich auf dieser Webseite sowie hier. Dem Gedenkbuch zufolge wurde sie mit ihrem Ehemann Alex Marcus, einem Viehhändler (*5. Juli 1876) am 30. April 1942 in das Ghetto in Zamosc deportiert; ihr Stolperstein gibt das Jahr 1943 und das Konzentrationslager Ausschwitz als Todesort an, Alfred Hintz erwähnt, sie sei nach Minsk deportiert worden. Für sie und ihren Mann liegen Stolpersteine in der Reichshofstraße 115 in Westhofen.
  • Jenny, *6. Oktober 1889. Sie starb am 17. November 1951 in den USA und ist in Paramus, Bergen County, New Jersey, begraben. Sie war mit dem Kaufmann Salomon Strauss aus Obermoos, Kreis Lauterbach, verheiratet (*18. Juli 1883, †18. November 1960, New York). Der Grabstein erwähnt sie als Mutter; mehr Details sind nicht bekannt.
  • Hermann, *4. Juli, deportiert nach Theresienstadt, hat überlebt
  • Johanna, *12. Februar 1893, verheiratete Neugarten, im Jahr 1942 von Westhofen/Iserlohn, Marktstraße 11 nach Zamosc deportiert und ermordet, wie auch ihre am 23. Februar 1923 in Trendelburg geborene Tochter Hildegard Neugarten und ihr Mann Max Neugarten (*4. Juni 1891, Overhagen bei Lippstadt). Informationen der Stadt Schwerte und ihr Stolperstein in der Alten Freiheit/Westhoven 11 geben das Konzentrationslager Auschwitz als Todesort an.
  • Emma *23. Oktober 1894, nach Meta Guhl nach Argentinien ausgewandert
  • Albert, *14. Mai 1896, wohl ebenfalls nach Argentinien ausgewandert und dort bald an Folgen seiner Misshandlung durch die Nationalsozialisten gestorben
  • Salli, *3. November 1898, nach Meta Guhl nach Argen­tinien ausgewandert, er arbeitete als Bäcker und starb am 31. Dezember 1967

 

Die Geburten der ersten acht Kinder können online im Geburtsnebenregister des Standesamts Trendelburg eingesehen werden (Hessisches Staatsarchiv Marburg)

Die Erinnerungen von Meta Guhl werden hier berichtet: Karl-Friedrich Baas (1991). Von Trendelburg nach New York. Die Erfahrungen der jüdischen Familie Giesberg auf ihrem Weg in die Freiheit. In: Juden – Hessen – Deutsche. Beiträge zur Kultur- und Sozialgeschichte der Juden in Nordhessen. Hofgeismar. (Schriftenreihe: Die Geschichte unserer Heimat. Bd. 8). S. 147-154.

Das Schicksal von Minna Marcus und Johanna Neugarten beschreibt Alfred Hintz (2008). „Ohne Mel­dung unbekannt verzogen“. Schwerte unter der NS-Herrschaft.  Norderstedt. (Schriftenreihe des Roland zu Dortmund e.V., Neue Folge Band 2)

 

Sara Sternberg, geb. Löwenstein

Sara wurde am 24. Juni 1865 geboren (Geburtseintrag). Am 8. August 1887 heiratete sie Robert Sternberg aus Dringenberg, mit dem sie zunächst in Soest und später in Paderborn lebte, seit 1896 unter der Adresse Kamp 30, zuletzt zwangsweise in der Bachstraße 6. Am 31. Juli 1942 wurde sie mit ihrem Mann nach Theresienstadt deportiert. Am 5. Februar 1945 wurde sie mit 1197 anderen Inhaftierten aufgrund einer von dem Schweizer Politiker Jean-Marie Musy ausgehenden Verhandlung in einem Zug in die Schweiz transportiert.

Sara emigrierte am 17. April 1946 in die USA. Dort lebte sie bei ihrer Tochter Minna Bock in New York. Sie starb im Alter von 89 Jahren am 13. März 1956.

Ihr Mann Robert Sternberg wurde in Theresienstadt am 24. August 1944 ermordet. Nach der Reichspogromnacht war er, wie Margit Naarmann in ihrer Untersuchung über die jüdischen Bürger*innen Paderborns berichtet, mit einigen seiner Söhne kurzfristig im KZ Buchenwald inhaftiert.

Sara und Robert Sternberg hatten neun Kinder:

  • Minna, verh. Bock, *12. April 1888 in Soest, Verkäuferin, in die USA ausgewandert; ihr einziger Sohn Henry wurde in Auschwitz ermordet. Für Minna, ihren Mann Ludwig und ihren Sohn Henry liegen in Gießen Stolpersteine
  • Louis, * 14. Februar 1890 in Soest, Radiotechniker, †11. November 1968 in Paderborn
  • Max, *28. April 1892 in Soest, 1961 für tot erklärt
  • Oscar, *5. Januar 1894 in Soest, in die USA ausgewandert
  • Paul, *27. März 1896 in Paderborn, Schlosser, †20. September 1916 in Russland
  • Karl, *15. Dezember 1897 in Paderborn, Elektrotechniker, zur Zeit des Entschädi­gungs­prozesses seiner Mutter bereits verstorben
  • Friedrich, *3. November 1899 in Paderborn, †27. November 1900
  • Rudolf, *23. August 1906 in Paderborn, Elektromonteur, nach Brasilien ausgewandert
  • Henriette, *10. April 1908 in Elberfeld, nach Margit Naarmann verheiratete Berndt, nach Landesarchiv verheiratete in den Birken, nach Auschwitz deportiert und für tot erklärt

Die Geburtsdaten der Kinder stammen von hier und Margit Naarmann (ca. 1998). „Von ihren Leuten wohnt hier keiner mehr“: Jüdische Familien in Paderborn in der Zeit des Nationalsozialismus. Köln: SHL-Verlag.

 

Bertha Kampf, geb. Löwenstein

Bertha war die jüngste Tochter. Sie wurde am 28. Juli 1867 geboren (Geburtseintrag). Verhei­ratet war sie mit Heinrich Kampf und wohnte mit ihm in Elberfeld, jetzt ein Stadtteil von Wuppertal. Sie starb am 13. Oktober 1937 und liegt auf dem jüdischen Friedhof am Weinberg in Wuppertal begraben; das dort angegebene Todesdatum stimmt nicht mit der Sterbeurkunde überein.

Ihr Mann Heinrich Kampf wurde am 13. Mai 1864 in Tarnow, Galizien, geboren und starb am 22. Januar 1926 in Elberfeld. In seiner Sterbeurkunde wird er als „Hutmacher Chaim Josef genannt Heinrich Kampf“ bezeichnet.

Bertha hatte zwei Töchter.

  • Die ältere Tochter Minna oder Mina wurde am 17. Mai 1895 in Barmen-Elberfeld geboren. Sie war Krankenschwester und mit Moritz Miedzinski (*30. Oktober 1896 in Radomsko, Polen, Schneider und Hutmacher) verheiratet. Am 18. Oktober 1938 wurden beide aus Elberfeld nach Bentschen (Zbaszyn) abgeschoben und später für tot erklärt. Es existieren von ihrer Tochter ausgefüllte Gedenkblätter in Yad Vashem. Minnas einzige Tochter Hannelore Miedzinski wurde am 25. Mai 1925 geboren. Sie wurde nach der Deportation der Eltern 1938 erst nach Holland, dann nach Manchester gebracht und wanderte von dort nach Palästina aus. Sie nannte sich dort Hanna Lea und trug nach der Heirat den Namen Katabi. Mehr Informationen finden sich hier.
  • Henriette wurde am 7. Mai 1896 in Barmen-Elberfeld geboren. Sie hatte ein Geschäft in der Friedrichstraße 30, wo auch ihre Mutter wohnte. Verheiratet war sie mit Emil Hirschberg, *12. Oktober 1893 in Zwesten, der als Drucker, Handdrucker und Hausierer arbeitete. Beide wurden 1941 nach Minsk verschleppt und gelten als dort verschollen.

Für das Ehepaar Hirschberg liegen Stolpersteine in Wuppertal.

 

Rosel/Rösel Eichholz

Rosel Eichholz wurde am 4. August 1925 als einziges Kind von Bernhard und Paula Eichholz geboren. Ihr Vater ist ein Sohn von Mina Löwensteins Bruder Moses Eichholz. Sie lebten in Dössel und in Warburg. Außerdem lebte Rosel Eichholz nach Auskunft von Zeitzeug*innen auch einige Zeit bei Julius und Mina Löwenstein in Altenheerse.

Der 28. März 1942 gilt als Abmeldedatum der Familie Eichholz bei der Stadt Warburg. An diesem Tag ging nach Auskunft des Stadtmuseums Warburg eine Massendeportation von Warburg nach Bielefeld. Von Bielefeld wurden sie am 31. März 1942 mit dem Zug Da 6 nach Warschau in das Ghetto deportiert. Der Personenzug fuhr von Gelsenkirchen über Bielefeld, Hannover und Braunschweig nach Warschau und kam dort am 2. April 1942 an. Über Rosel Eichholz‘ weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Sie gilt als verschollen.

In Warburg liegen drei Stolpersteine, die an sie und ihre Eltern erinnern.

 

Danksagung

Bei der Recherche wurden wir von Hans-Dieter Hibbeln aus Detmold unterstützt. Die Hinweise Information zu Jettchen Giesberg stammt zum Teil von Julia Drinnenberg, Stadtmuseum Hofgeismar. Bei der Suche nach Bertha Kampf hat Michaela Herrfurth vom Zentrum für Stadtgeschichte und Industriekultur in Wuppertal wichtige Information geliefert.

[1] Das Bild wurde uns freundlicherweise von Hans-Dieter Hibbeln zur Verfügung gestellt.

[2] Eine ähnliche Änderung des Vornamens findet sich auch bei ihrer Schwester Jettchen; bislang konnten wir nicht herausfinden, was der Grund ist.

[3] Ab Januar 1939 mussten jüdische Deutsche den Vornamen Israel oder Sara annehmen, sofern sie nicht ohnehin einen als jüdisch klar erkennbaren Vornamen trugen. Auf diese Weise sollten sie äußerlich als Juden gekennzeichnet werden.

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